Wie wirkt Stammzelltherapie? Kann Stammzelltherapie Krebs auslösen? Welche Patienten sind am besten geeignet für eine Stammzelltherapie? Abnützung des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose).
PART 1 Wie wirkt die Stammzelltherapie?
Bei der Stammzelltherapie gegen Gelenksabnützung (Gonarthrose, Coxarthrose, Rhizarthrose,..) oder zur Behandlung von Querschnittslähmung (Verbesserung der Sensibilität und der Motorik) werden Stammzellen (zumeist aus dem Beckenkamm) entnommen. Das entnommene Material enthält im Wesentlichen Knochenmarkgewebe (Zellen, Botenstoffe und peripheres Blut). Der große Wunsch der Wissenschaft und vieler Patienten ist, dass die entnommenen Zellen sich in Zellen im Zielgewebe verwandeln, die den dortigen Zellen ähnlich oder ident sind und Funktionen übernehmen/ kaputtes Gewebe also wieder ersetzen. Dieser Wirkungsmechanismus ist zwar theoretisch richtig und in kleinen Bereichen auch möglich, aber die Wirkung der Stammzelltherapie ist dennoch anders, nämlich wie folgt:
Wirkung 1: über Sekretome:
ein nicht unwesentlicher Teil der transplantierten Zellen geht im Zielgebiet zugrunde und schüttet die in ihnen liegenden Botenstoffe aus, die eine sehr stark entzündungshemmende und regenerierende Wirkung haben. Dadurch werden Reparaturzellen angelockt und die vorhandenen Zellen animiert, Reparaturen durchzuführen, dadurch können auch Zellen die in einem schlafenden Zustand sind wieder zur Teilung angeregt werden. Dies ist eine der stärksten Wirkungen bei der Stammzelltherapie.
Stammzelloperation Arthrose, Doz.Dr. Pabinger, IRM Graz, Video Dauer: ca. 9 Minuten
Wirkung 2: Mediatorwirkung
Die Stammzellen vermitteln zwischen den Zellen, die im kranken Gewebe liegen, da es dort durch einen Überschuss von Entzündungsfaktoren oft zu einer schädlichen Situation kommt (der pH-Wert verändert sich, die Gefäße werden undicht und aus den Blutgefäßen kommen Zellen heraus, die im Wesentlichen zwar helfen sollen, aber es kann sich auch ein sogenannter Zytokinsturm im Sinne einer überschießenden Entzündungsreaktion und einer überschießenden Reparatur ereignen, was unter anderem auch zu Narbenbildung führt).
Die Wirkung der Stammzellen beruht zum Teil eben auch darauf, dass die im Zielgebiet vorhandenen Zellen besser miteinander kommunizieren, diese hochgeschaukelten Botenstoffe sich weniger stark gegenseitig konkurrieren und sich die Situation also “quasi etwas beruhigt”. Dieser Effekt ist etwas stärker als Cortison, welches ja ein ausgezeichneter körpereigener entzündungshemmender Stoff ist. Am Beispiel der Abnützung kann eine Cortisonspritze also ein geschwollenes Kniegelenk und eine geschwollene Gelenkschleimhaut wirksam abschwellen lassen, weil es die Aktivität dieser Zellen deutlich reduziert und dämpft. Dies ist für die Patienten wohltuend.