Stammzelltherapie. F&Q Part 1

4-teilige Serie über wichtige Fragen zur Stammzelltherapie mit Experte Doz.Dr. Pabinger, Institut für regenerative Medizin, Graz.

Lesezeit: 2 Minuten
Dr. Franziska Feichter
am 28. Februar 2021

Wie wirkt Stammzelltherapie? Kann Stammzelltherapie Krebs auslösen? Welche Patienten sind am besten geeignet für eine Stammzelltherapie? Abnützung des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose).

PART 1 Wie wirkt die Stammzelltherapie?

Bei der Stammzelltherapie gegen Gelenksabnützung (Gonarthrose, Coxarthrose, Rhizarthrose,..) oder zur Behandlung von Querschnittslähmung (Verbesserung der Sensibilität und der Motorik) werden Stammzellen (zumeist aus dem Beckenkamm) entnommen. Das entnommene Material enthält im Wesentlichen Knochenmarkgewebe (Zellen, Botenstoffe und peripheres Blut). Der große Wunsch der Wissenschaft und vieler Patienten ist, dass die entnommenen Zellen sich in Zellen im Zielgewebe verwandeln, die den dortigen Zellen ähnlich oder ident sind und Funktionen übernehmen/ kaputtes Gewebe also wieder ersetzen. Dieser Wirkungsmechanismus ist zwar theoretisch richtig und in kleinen Bereichen auch möglich, aber die Wirkung der Stammzelltherapie ist dennoch anders, nämlich wie folgt:


Wirkung 1:
über Sekretome:

ein nicht unwesentlicher Teil der transplantierten Zellen geht im Zielgebiet zugrunde und schüttet die in ihnen liegenden Botenstoffe aus, die eine sehr stark entzündungshemmende und regenerierende Wirkung haben. Dadurch werden Reparaturzellen angelockt und die vorhandenen Zellen animiert, Reparaturen durchzuführen, dadurch können auch Zellen die in einem schlafenden Zustand sind wieder zur Teilung angeregt werden. Dies ist eine der stärksten Wirkungen bei der Stammzelltherapie.

 

 

Stammzelloperation Arthrose, Doz.Dr. Pabinger, IRM Graz, Video Dauer: ca. 9 Minuten

Wirkung 2: Mediatorwirkung

Die Stammzellen vermitteln zwischen den Zellen, die im kranken Gewebe liegen, da es dort durch einen Überschuss von Entzündungsfaktoren oft zu einer schädlichen Situation kommt (der pH-Wert verändert sich, die Gefäße werden undicht und aus den Blutgefäßen kommen Zellen heraus, die im Wesentlichen zwar helfen sollen, aber es kann sich auch ein sogenannter Zytokinsturm im Sinne einer überschießenden Entzündungsreaktion und einer überschießenden Reparatur ereignen, was unter anderem auch zu Narbenbildung führt).

Die Wirkung der Stammzellen beruht zum Teil eben auch darauf, dass die im Zielgebiet vorhandenen Zellen besser miteinander kommunizieren, diese hochgeschaukelten Botenstoffe sich weniger stark gegenseitig konkurrieren und sich die Situation also “quasi etwas beruhigt”. Dieser Effekt ist etwas stärker als Cortison, welches ja ein ausgezeichneter körpereigener entzündungshemmender Stoff ist. Am Beispiel der Abnützung kann eine Cortisonspritze also ein geschwollenes Kniegelenk und eine geschwollene Gelenkschleimhaut wirksam abschwellen lassen, weil es die Aktivität dieser Zellen deutlich reduziert und dämpft. Dies ist für die Patienten wohltuend.

Doz.Dr. Pabinger ist Spezialist für Arthrose im Allgemeinen und Kniegelenksabnützung, Sprunggelensabnutzung im Besonderen

Leider reduziert Cortison aber die Teilungsbereitschaft in allen Zellen, auch in den Knorpelzellen. Diese wohnen vereinzelt in Grüppchen stehend in der sogenannten Knorpelmatrix (eine geleeartige Struktur), dort will man aber keine Hemmung der Teilung und des Weiterlebens, da würden die Stammzellen im Gegensatz zu Cortison also eine Aktivierung der Vorgänge hervorrufen, wohingegen Cortison nur eine Reduktion der Aktivität verursacht.


Wirkung 3: die direkte Wirkung über die Zellen selbst

die Stammzellen sind in der Lage, sich in jegliches Gewebe weiter zu verwandeln, zu teilen und quasi ewig weiterzuleben. Einem Teil der Zellen gelingt dies auch, somit lassen sich Erfolge bei abgenütztem Knorpel, bei Verletzungen des Rückenmarks und anderen neurodegenerativen Erkrankungen erzielen, die dauerhaft sind. Leider ist eine vollständige Wiederherstellung, wie vor Beginn der Erkrankung oder vor dem Unfall, so gut wie nicht möglich. Eine spürbare Verbesserung jedoch schon – allerdings nicht in allen Fällen, sondern mit wechslehaftem Erfolg. Ähnlich verhält es sich auch mit ACP/ PRP (Produkte die aus dem Eigenblut gewonnen werden) und ebenfalls bei Abnützung eingespritzt werden können.

 

 

Doz.Dr. Christof Pabinger

Ärztlicher Direktor IRM Graz, Dozent für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie.

Betreuung von internationalen Spitzensportlern und Menschen mit degenerativen Erkrankungen seit 20 Jahren. Studium an den besten Universitäten der Welt. Zahlreiche fellowships in USA, Europa und Auszeichnungen Universität Innsbruck.

Institut für regenerative Medizin,
IRM GRAZ

Telefon: +43 316 8500 0021
Web: www.irm.clinic

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